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Glücksspiel & Sportwetten in Österreich 2023

 

Illegaler Pokermarkt explodiert

Seit der Beschränkung des legalen Angebots für Poker im Jahr 2020 verlagerte sich der Markt zunehmend in den illegalen Bereich. Im Jahr 2022 wurden mehr als 80 Prozent der Bruttospielerträge außerhalb des konzessionierten Sektors erzielt, zeigen aktuelle Daten einer Marktstudie des Marktforschungsinstituts BRANCHENRADAR.com Marktanalyse.

[ÖSTERREICH | 1. Juni 2023] Es gibt kaum ein Segment in der heimischen Glücksspielbranche, das in den vergangenen Jahren derartigen Umbrüchen und heftigen Debatten unterworfen war wie Poker. BRANCHENRADAR.com Marktanalyse hat dies zum Anlass genommen, die Entwicklung des legalen und illegalen Pokermarktes, sowohl online als auch stationär, über die vergangenen vier Jahre zu untersuchen. Die pandemiebedingten Lockdowns im Jahr 2020 haben zu einer kräftigen Umverteilung geführt. Während die Onlineanbieter über Zuwächse jubeln konnten, brach das stationäre Angebot (Spielbanken, sowie Salons mit Automaten oder Video Lottery Terminals) massiv ein. Für terrestrisches Poker kam es aber noch deutlich schlimmer, weil mit Jahresbeginn die Übergangsfristen für private Pokeranbieter wie Concord Card Casinos, Bond Casino und Kajot endeten und alle schließen mussten. Es blieben also nur die Spielbanken von Casinos Austria und das Onlineangebot der Österreichischen Lotterien mit win2day.

Wer nun meint, Bruttospielerträge (BSE) und Besuche bzw. Spielteilnahme bei Poker wären aus diesem Grund noch stärker geschrumpft als bei den Spielbanken, den belehren die Zahlen der Studie BRANCHENRADAR Glücksspiel & Sportwetten in Österreich 2023 eines Besseren. Lagen diese insgesamt im Jahr 2019 noch bei 49,5 Millionen Euro BSE und 1,12 Millionen Eintritten, so gingen sie im Jahr 2020 auf 34,1 Millionen und 805.000 Spielteilnahmen zurück. Ein Minus von 31,1 Prozent im Vergleich zu minus fünfzig Prozent in heimischen Kasinos. Moderat also, könnte man meinen. Allerdings kam es gleichzeitig zu einer massiven Verschiebung von legalen zu illegalen Pokerturnieren. Denn während im Jahr 2019 das legale Angebot – inklusive der privaten Pokeranbieter – noch 62 Prozent der BSE erwirtschaftete, schaffte im Folgejahr der konzessionierte Sektor nur noch 16 Prozent. Seitdem verbesserte sich die Lage für legales Pokerspiel kaum. Im vergangenen Jahr erzielten die Spielbanken stationär einen Marktanteil von knapp neun Prozent, die Lotterien online rund elf Prozent. Zudem wird Poker mehr und mehr online gespielt. Im Jahr 2019 lag der Anteil von Online-Poker gerade einmal bei 40 Prozent, 2022 waren es 73 Prozent.

Studienautor Andreas Kreutzer sieht deshalb in allen Bereichen von Poker dringenden Handlungsbedarf: „Während man mit der Gesetzesnovelle eigentlich den Spielerschutz stärken wollte, hat man tatsächlich das Gegenteil erreicht. Es ist deshalb nicht übertrieben, von unhaltbaren Zuständen zu sprechen“. Laut Kreutzer wäre es sinnvoll, eine Liberalisierung des Poker-Marktes zu prüfen, zumal der Markt voraussichtlich weiter rasant wächst, jedoch mit keinen signifikanten Marktanteilsgewinnen des konzessionierten Sektors zu rechnen ist. „Insgesamt erwarten wir ein Wachstum der Bruttospielerträge am Pokermarkt (legal und illegal) bis 2024 um durchschnittlich rund 17 Prozent pro Jahr“, so Kreutzer.

 

Quelle: BRANCHENRADAR Glücksspiel & Sportwetten in Österreich 2023